"Gestaltung von Knotenpunkten für schwächere Verkehrsteilnehmer"
Drittmittelgeber:
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)
Unfallforschung der Versicherer (UDV)
Projektbeschreibung:
Kinder, ältere Menschen und Mobilitätseingeschränkte sind im Verkehrsraum aufgrund ihrer körperlichen und kognitiven Einschränkungen häufig benachteiligt, sie zählen zu den so genannten "schwächeren Verkehrsteilnehmern". Doppelt schwer wiegt die Tatsache, dass diese Personengruppen bei Verkehrsunfällen zu Fuß oder mit dem Fahrrad besonders häufig (Kinder) oder besonders schwerwiegende Verletzungen bis hin zur Todesfolge (ältere Verkehrsteilnehmer) erleiden. Bei den älteren Menschen kommt das erhöhte Mortalitätsrisiko bei gleicher Unfallschwere als zusätzlicher negativer Einflussfaktor bei den Unfallfolgen hinzu. So war z. B. 2006 jeder zweite getötete Fußgänger oder Radfahrer mindestens 65 Jahre alt. Bei den Kindern verunglückte etwa ein Drittel mit dem Fahrrad, ein Viertel als Fußgänger (DESTATIS, 2007). Knotenpunkte haben dabei ein besonders hohes Risikopotenzial. Mehr als jeder zweite Unfall in Ortschaften geschieht an einem Knotenpunkt. Ein Drittel dieser Unfälle ereignet sich an lichtsignalgeregelten, die Hälfte an vorfahrtgeregelten und die restlichen an Rechts-vor-links-geregelten Knotenpunkten (DVR, 2008).
Nicht alle Defizite schlagen sich dabei in der Unfallstatistik nieder. Als Beispiel sei eine fehlende Absenkung für Rollstuhlbenutzer an Querungsstellen genannt. Diese kann dazu führen, dass der Rollstuhlfahrer die Fahrbahn nicht schnell genug verlassen kann, dennoch wird ein Unfall zwischen einem Kraftfahrzeug und einem querenden Rollstuhlfahrer ein äußerst seltenes Ereignis sein. Neben der Annahme, dass die Beteiligung der genannten Gruppen an Unfällen auf physiologische und kognitive Schwächen zurückzuführen ist, setzt sich immer häufiger die Ansicht durch, dass die Verkehrsräume den Anforderungen dieser Menschen nicht weit genug entsprechen.
Das hohe Gefährdungsrisiko für die genannten Gruppen kann sich dabei aus mehreren Gründen ergeben. Möglicherweise werden die Anforderungen von Kindern, älteren Menschen und Mobilitätseingeschränkten bei der Gestaltung von Verkehrsräumen in den Regelwerken nicht ausreichend berücksichtigt. Ein weiterer Aspekt könnte sein, dass ein potenziell vorhandener Spielraum bei den Vorgaben aus den Regelwerken nicht immer im Sinne schwächerer Verkehrsteilnehmer umgesetzt wird, da z. B. Nachteile für die Verkehrsabwicklung (Leistungsfähigkeit) befürchtet werden. Viele Sicherheitsdefizite entstehen zudem erst während der Planung oder Umsetzung, was Erfahrungen aus der Auswertung von Pilotaudits bei der Qualifizierung von Sicherheitsauditoren zeigen (Kesting & Gerlach, 2006).
Ziel des Projektes:
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, einen effizienten Ansatz zu Erhöhung der Verkehrssicherheit zu liefern. Dies soll durch Sammlung, Dokumentation und Auswertung von Unfalldaten der Zielgruppen geschehen, wodurch u. a. spezifische Anforderungen der Nutzer ermittelt werden können. Aus den gewonnenen Erkenntnissen sollen letztlich Handlungsempfehlungen für Regelwerksanwendung bzw. -erstellung formuliert werden.
Projektpartner:
Dr. phil. Sebastian Poschadel, Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo)
Dipl.-Ing. Dirk Boenke, Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen e.V. (STUVA)
Veröffentlichungen:
Der Forschungsbericht steht auf den Internetseiten der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zum Download bereit.