Ein Beitrag zur Straßennetzgestaltung nach umweltrelevanten Gesichtspunkten
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verkammerung von natürlichen Lebensräumen und den damit verbundenen Folgewirkungen
- des Aussterbens isolierter Tier- und Pflanzenpopulationen und
- der Verschiebung der Artenzusammensetzung zugunsten der Spezialisten
wird in der vorliegenden Arbeit eine veränderte Berücksichtigung von Umwelteffekten im Verkehrsplanungsprozeß vorgeschlagen und näher analysiert.
Probleme und Konfliktsituationen in der natürlichen, unbebauten Umwelt, deren Ursachen insbesondere in erkennbaren Handlungspotentialen der Straßennetzgestaltung zu finden sind, lassen die Ablösung des derzeitigen Leitbildes der Verkehrsplanung "Stadtverträglicher Verkehr" durch ein neues Leitbild "Stadt- und umweltgerechter Verkehr" als wünschenswert erscheinen.
In dem neuen Leitbild sind - als Anreicherung und Ergänzung der bewährten Zielvorstellungen - die Zielsetzungen des Erhaltes natürlicher Ressourcen durch Vermeidung zusätzlicher Zerschneidungen sowie der Ausdehnung natürlicher Lebensräume durch Abbau bestehender Umweltbeeinträchtigungen Infolge des vorhandenen Straßen- und Wegenetzes zu etablieren.
Handlungsspielräume zur planerischen Umsetzung dieser Zielsetzungen sind durchaus vorhanden. So hat eine Fallbeispieluntersuchung in mehr als drei Gemeinden des Kreises Wesel gezeigt, daß eine Netzoptimierung
- Flächengewinne in unzerschnittenen Räumen und die anteilsmäßige Zunahme größerer zusammenhängender Flächen bewirken,
- die Streckenlänge und Verkehrsarbeit in sensiblen Bereichen reduzieren und
- die Netzdichte und den Anteil der versiegelten Fläche verringern kann,
ohne dass die verkehrlichen und nicht-verkehrlichen Funktionen des Straßen- und Wegenetzes unvertretbar beeinträchtigt werden.
Bis zur vollständigen Entfaltung eines neuen Leitbildes bedarf es weiterer Untersuchungen. Gleichwohl wird im Rahmen dieses Beitrages zur Straßennetzgestaltung nach umweltrelevanten Gesichtspunkten ansatzweise der Nachweis erbracht, daß die Einführung einer verfahrensrechtlich verankerten Umweltverträglichkeitsprüfung der Verkehrsnetzstruktur und Verkehrsnetzdichte (Plan-UVP) als Ergänzung der gängigen vorhabenbezogenen Untersuchungen (Projekt-UVP) wirksam zur umweltorientierten Gestaltung von Verkehrsnetzen - und somit zur Minimierung von Verkammerungs- und Zerschneidungseffekten - beitragen kann.